Nachhaltigkeit ist für uns keine Frage von Marektingtrends, sondern eine Frage der soliden Glaubwürdigkeit als Familienunternehmen.

Mit dem Pilotprojekt der ersten Cradle to Cradle-Zertifizierung eines Fassadensystems hat Gutmann Bausysteme soeben eine neue Ära der zukunftsorientierten Nachhaltigkeit im Unternehmen und in der Produktpalette eingeleitet: mit einem Zeithorizont, der nicht auf schnelle Marketingerfolge, sondern auf nachhaltig vertrauenswürdige Langfristigkeit bedacht ist. Max Radt, Sales Direktor Aluminium Systeme & Internationale Projekte bei Gutmann, erklärt im Interview die Hintergründe und Zukunftsperspektiven. 

Europa will bis 2050 zum ersten klimaneutralen Kontinent der Welt werden. In Deutschland hat sich das neue Klimaschutzgesetz sogar ein noch ehrgeizigeres Ziel gesetzt: Die Bundesrepublik soll schon fünf Jahre früher bis zum Jahr 2045 klimaneutral sein. Wenn wir vor diesem Hintergrund auf Gutmann Bausysteme blicken: Welche Nachhaltigkeitsziele hat sich das Unternehmen für die Zukunft gesetzt? Und welche Schritte werden die Nachhaltigkeitsstrategie der kommenden Jahre prägen?

Nachhaltigkeit ist immer dann am effizientesten, wenn sie vom Anfang eines Prozesses weg gedacht wird. Bei Gutmann Bausysteme verfolgen wir deshalb das Ziel, mit unserer Nachhaltigkeitsstrategie am frühestmöglichen Punkt unserer Produktionskette anzusetzen, nämlich bei der Produktentwicklung. Früher standen hier Themen wie Normenerfüllung, Statik, Haltbarkeit und Dauerhaftigkeit, Nutzer- und Montagefreundlichkeit oder auch Marktpotenziale und wirtschaftliche Kalkulation im Vordergrund. Diese Themen bleiben natürlich auch weiterhin wichtig. Doch in Zukunft muss zusätzlich auch Nachhaltigkeit in unseren Lastenheften als eigenes Thema konsequent berücksichtigt werden.Und dabei geht es keineswegs nur um die von uns selbst produzierten Aluminiumelemente, sondern um den Blick fürs Ganze: Wir kaufen für unsere Produkte eine Vielzahl an Komponenten zu, die aus einer ebenso großen Vielzahl an Materialien bestehen. Zusätzlich werden für die Montage unserer Systeme auch diverse Materialen benötigt, die wir zwar nicht selbst liefern, die wir aber trotzdem in die nachhaltige Gesamtkonzeption eines Produkts einkalkulieren müssen. Auch ein möglichst hoher Vorfertigungsgrad unserer Produkte ist ein wichtiges Thema, um die Arbeit auf der Baustelle so effizient und damit so nachhaltig wie möglich zu gestalten. Und nicht zuletzt trägt auch die ökonomische Reduzierung von Komponenten und Materialeinsatz sowie die möglichst einfache und leichtgewichtige Konzeption unserer Produkte wesentlich zu ihrer Nachhaltigkeit bei.

Eine wichtige Rolle in der Nachhaltigkeitsstrategie von Gutmann Bausysteme spielt auch das neue Thema Cradle to Cradle-Zertifizierung. Warum haben Sie sich zu dieser besonderen Form der Nachhaltigkeitszertifizierung entschlossen?

Einer der wichtigsten Punkte für diese Entscheidung war für uns die Tatsache, dass gängie Nachhaltigkeitszertifizierungen im Bausektor, wie das US-Rating LEED, die britische Bewertung BREEAM, die französische HQE-Zertifizierung oder das deutsche DGNB-Rating die Nachhaltigkeit von ganzen Gebäuden bewerten. Cradle to Cradle Certified hingegen ermöglicht uns die direkte Nachhaltigkeitszertifizierung unserer Produkte und ist damit für uns viel aussagekräftiger als die Gesamtbewertung des Gebäudes, zu der wir ja nur einen gewissen Anteil beitragen können. Zugleich zwingt uns der äußerst komplexe und umfassende Cradle to Cradle-Zertifizierungsprozess in sehr positiver und produktiver Weise dazu, über viele zusammenhängende Themen gleichzeitig nachzudenken. Damit löst diese Art der Zertifizierung gewissermaßen einen Schneeballeffekt quer durch unsere gesamte Produktentwicklung aus. Wir werden daher von einem ersten Pilotprojekt ausgehend Schritt für Schritt weitere Produkte unseres Sortiments Cradle to Cradle Certified zertifizieren. Cradle to Cradle ist ein aus meiner Sicht sehr wertvolles Prinzip, das mich schon seit rund zwei Jahrzehnten und noch aus meiner Tätigkeit als Architekt begleitet. Deshalb ist mir diese aktuelle Transformation bei Gutmann, die uns von einer linearen Wirtschaft hin zu einer konsequent nachhaltigen Kreislaufwirtschaft führt, auch persönlich ein großes Anliegen. Denn Cradle to Cradle Certified ist nicht einfach nur ein Zertifikat: Es bedeutet einen grundlegenden und umfassenden Umdenkprozess, der unser Unternehmen im Rahmen der europäischen und globalen Klimaziele für die kommenden Jahrzehnte umso zukunftssicherer macht. 

Mit welchem der Gutmann Fassadensysteme haben Sie diesen besonderen Zertifizierungsprozess gestartet? Und weshalb war das gewählte System für dieses Cradle to Cradle Certified Pilotprojekt besonders gut geeignet?

Unser Cradle to Cradle Certified Pilotprojekt haben wir mit unserem GUTMANN GCW 050/060 Fassadensystem gestartet. Dabei handelt es sich um ein Pfosten-Riegel-System mit relativ wenig Komponenten, das verhältnismäßig einfach aufgebaut ist und ebenso einfach demontierbar ist. Auch das Recycling der Komponenten ist deshalb ziemlich unkompliziert möglich, zudem ist GCW 050/060 in unserer Produktpalette das System mit dem höchsten Aluminiumanteil. Im Rahmen unseres Pilotprojekts konnten wir deshalb unser Hauptthema Aluminium hier sehr gut abbilden. Hinzu kommt, dass GCW 050/060 erst vor Kurzem umfangreich überarbeitet und relauncht wurde und damit ein nahezu komplett neues Produkt darstellt. Mit dem technologischen Relaunch haben wir also zugleich auch einen nachhaltigen Relaunch durchgeführt. Ein weiterer wichtiger Punkt für die besondere Eignung für eine Cradle to Cradle-Zertifizierung: Bei diesem System produzieren und liefern wir ein besonders großes Volumen und verarbeiten damit eine entsprechend große Aluminiummenge. Zusätzlich haben wir auf Basis dieses Systems auch eine Variante als Pfosten-Riegel-System in Holz-Aluminium konzipiert, die wir nun im zweiten Schritt ebenfalls einer Cradle to Cradle-Zertifizierung unterziehen. Holz-Aluminium ist ein besonders wichtiges Zukunftsthema für uns. Die Erkenntnisse aus diesem Zertifizierungsprozess werden uns daher wesentlich dabei unterstützen, uns in den kommenden Jahren noch mehr auf das sehr vielversprechende Thema Holz-Aluminium zu fokussieren.

Welche Vorteile und Eigenschaften machen eine Cradle to Cradle Certified Produkt für eine nachhaltige Zukunft besonders wertvoll?

Das besonders Wertvolle an einem Cradle to Cradle-Zertifizierungsprozess ist z.B. sein großer Facettenreichtum: Themen wie die Materialgesundheit werden hierbei genauso beleuchtet, wie der Materialkreislauf, erneuerbare Energien, der Wasserkreislauf oder die soziale Verantwortung. Interessant an einem Cradle to Cradle Prozess ist auch die Tatsache, dass die Zertifizierung vor allem auf die Zukunft der verwendeten Materialien abzielt. DGNB oder BREEAM fordern beispielsweise explizit die Verwendung eines gewissen Anteils an bereits recyceltem Material. Bei Cradle to Cradle Certified ist es gewissermaßen umgekehrt, denn hier ist die zukünftige Recyclingfähigkeit der verwendeten Materialien ausschlaggebend – und Aluminium ist hier mit seiner nahezu unbegrenzten Recyclingfähigkeit besonders gut bewertet. Materialien überhaupt. Denn Aluminium geht grundsätzlich nicht verloren: Mit einer Recyclingquote von bis zu 95% ist der Großteil des jemals weltweit produzierten Aluminiums noch immer in Verwendung.

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Mehr über Cradle to Cradle

Welchen besonderen Nutzen bietet die Cradle to Cradle-Zertifizierung Ihrer Produkte nicht nur Ihrem Unternehmen, sondern vor allem auch Ihren Kunden?

Das große Interesse an der Nachhaltigkeitszertifizierung hat derzeit allerdings noch nicht sosehr die Bauindustrie. Stattdessen sind es vorerst vor allem die Investoren und Immobilienentwickler, da Nachhaltigkeitszertifizierungen einerseits die Finanzierung erleichtern und andererseits auch die Vermarktung der Gebäude in qualitativer Hinsicht begünstigen. Allerdings ist das Thema der Nachhaltigkeitszertifizierung noch relativ jung. Deshalb herrscht hier derzeit weder hundertprozentig fundiertes Wissen noch völlig klare Transparenz oder gar Einheitlichkeit. Wir erleben jetzt allerdings eine Phase, in der diese unterschiedlichen Welten der Zertifizierungssysteme allmählich miteinander zu kommunizieren beginnen. Und da Cradle to Cradle nicht bei der Bewertung des Gebäudes ansetzt, sondern viel weiter vorne im Gesamtprozess an der Basis der Produktebene, bietet Cradle to Cradle die Chance, hier einen wertvollen Beitrag für mehr Zuverlässigkeit und Transparenz auch bei der Gesamt-Gebäudezertifizierung zu leisten. Cradle to Cradle Certified Produkte wie unser System können in Zukunft dazu beitragen, dass ein Gebäude auf umso einfachere und transparentere Weise z.b. ein LEED-, BREEAM- oder DGNB Rating erhält. Und auch wir als Unternehmen gewinnen entscheidend bei unserer Positionierung, da wir unsere Kunden mit unserem durch die Zertifizierungsprozesse gewonnenen Nachhaltigkeits-Know-how sehr effizient unterstützen können. Damit können wir einen echten und in Zukunft immer wertvolleren Mehrwert liefern.

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